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Die Schmalspurlok I K Nr.54

Sie gilt als Meilenstein der Entwicklung der sächsischen Industrialisierung: Die erste Lokomotivgattung I K. Auf den folgenden Seiten finden Sie alles Wissenswerte vom Erfolg, Verschwinden und schließlich der Wiedergeburt der legendären Schmalspurlokomotive I K Nr. 54.

Wussten Sie zum Beispiel, dass der Neubau der Lokomotive ausschließlich nach historischen Plänen erfolgte? Das »Projekt Neubau« gibt Ihnen einen Einblick in den dreijährigen Rekonstruktionsprozess. Begleiten Sie die I K Nr. 54 auf ihrem Weg zurück auf die Schienen.

Weitere Informationen:

Video zum Jubiläum »125 Jahre Schmalspurbahnen in Sachsen«

Dampflokomotiven der Gattung I K waren einst auf nahezu allen sächsischen Schmalspurstrecken im Einsatz.

Die erste Schmalspurbahnstrecke in Sachsen wurde bereits am 17. Oktober 1881 zwischen Wilkau-Hasslau und Kirchberg eröffnet. Das zeigt Sachsens Vorreiterrolle im Schmalspurbahnbetrieb zu dieser Zeit. Bis 1892 baute die »Sächsische Maschinenfabrik AG« 44 Exemplare des ersten Schmalspurloktyps namens Hartmann I K, welche bis 1928 in ganz Sachsen für den Personen- und Güterverkehr unterwegs waren.

Neue Anforderungen an den Güterverkehr durch die Industrialisierung erforderten jedoch schon bald den Einsatz stärkerer Lokomotiven, die eine größere Last transportieren konnten. So wurde die I K bereits ab 1885 teilweise durch andere Lokomotiven ersetzt.

Noch 1923 übernahm die Deutsche Reichsbahn 27 Loks in ihren Bestand und ordnete diese ab 1925 in die Baureihe 99.750-752 ein. Der Betriebsdienst der I K bei der Deutschen Reichsbahn endete 1928.

Die I K verkehrte auf einem Streckennetz von über 500 Kilometern, dem größten Schmalspurbahnsystem Deutschlands zu jener Zeit. Allerdings waren nur wenige dieser schmalspurigen Strecken miteinander verbunden und so mussten die I K Schmalspurlokomotiven vor Inbetriebnahme zunächst über Transportwaggons vom Werk an ihren Einsatzort befördert werden.

Trotz dieser Erschwerung des Betriebes verlor die Schmalspurbahn für das Land Sachsen kaum an Bedeutung. Selbst, als die meisten schmalspurigen Bahnen durch stärkere Loks ersetzt wurden, nutzten viele sächsische Unternehmen die Schmalspurbahn noch als Werklokomotive.

Die letzte Lok dieser Gattung wurde nach stattlichen 80 Dienstjahren 1964 in der Gießerei in Schmiedeberg zerlegt.

Zwei Arbeiter bei der Montage der Lok in der Werkhalle.
Endmontage der neu gebauten Schmalspurlok I K Nr. 54 im Dampflokwerk im südthüringischen Meiningen.  © dpa - Bildfunk

Am 12. Januar 2006 verkündete der Verein zur Förderung Sächsischer Schmalspurbahnen e.V. (VSSB) im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung zum Jubiläum »125 Jahre Schmalspurbahnen in Sachsen« den Beginn eines Projektes zum Neubau einer Lokomotive der sächsischen Gattung I K mit der Nummer 54. Seit 1964 sind keine Maschinen dieses Typs mehr vorhanden, so dass der Neubau ausschließlich nach historischen Plänen erfolgte. Ziel war es, mit diesem Meilenstein der sächsischen Schmalspurbahngeschichte zum Erhalt der verbliebenen Strecken und zur Steigerung des Bekanntheitsgrades der Sächsischen Schmalspurbahnen als Kulturgut und Wirtschaftsfaktor beizutragen.

Es wurden zahlreiche Sponsoren und Firmen zur Beteiligung an diesem besonderen Projekt gesucht und gefunden. Über 80 sächsische Unternehmen, vor allem der Metall- und Elektroindustrie wirkten am Neubau der I K Nr. 54 mit. Am 15. Mai 2009 startete die Gesamtmontage der Lokomotive in Meiningen. Das festliche Rollout wurde mit einer Sommertour auf einem Tieflader durch alle sächsischen Regionen zelebriert, bevor die Lokomotive am Abend des 4. Juli 2009 in Radebeul ihre Jungfernfahrt erlebte.

Die I K 54 ist auf den verbliebenen schmalspurigen Strecken und Bahnhöfen in Sachsen zu Festivals und Sonderveranstaltungen entlang der DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen unterwegs. Auch auf Messen und Veranstaltungen außerhalb Sachsen wirbt die Lokomotive als Aushängeschild für das Reise- und Dampfbahnland Sachsen.

Nach über drei Jahren Bauzeit wurde am Abend des 4. Juli 2009 die rekonstruierte Schmalspur-Dampflokomotive I K Nr. 54 in Radebeul vom Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen, Stanislaw Tillich, in Radebeul getauft. Im Anschluss fuhr das Lokmodell erstmals seit dem Neubau ein kurzes Stück auf der Schiene.

Seitdem ist die Schmalspurlok auf den Strecken und Bahnhöfen in ganz Sachsen unterwegs und ausgestellt. Auch bei einem Gasteinsatz in Baden-Württemberg erfreute sie zahlreiche Besucher. Bis zum Sommer 2015 koordinierte die Interessengemeinschaft Preßnitztalbahn e.V. (IGP)  den Einsatz der Schmalspurbahn. Seit dem 5. Juli 2015 ist die Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft (SOEG) neuer Leihnehmer.

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(© Ronald Bonß)

In einer feierlichen Zeremonie erfolgte zunächst die Übergabe der Zulassungsurkunde für die neu gebaute Schmalspurlok I K Nr. 54 durch den Landesbevollmächtigten für Bahnaufsicht, Dr. Steffen Henkel.

Übergabe der Zulassungsurkunde zur Taufe der Schmalspurbahn auf der Bühne.
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(© Ronald Bonß)

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (l.) und Bodo Finger (Präsident der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft e.V., r.) applaudieren bei der Vorstellung der neu gebauten Schmalspurlok I K Nr. 54.

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Bodo Finger (Präsident der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft e.V.) applaudieren bei der Vorstellung der neu gebauten Schmalspurlok I K Nr. 54.
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(© Ronald Bonß)

Ministerpräsident Tillich (m.) mit dem Vorsitzenden des Vereins zur Förderung Sächsischer Schmalspurbahnen e.V. (VSSB, l.), Dr. Andreas Winkler bei der Taufe der I K Nr.54.

Ministerpräsident Tillich mit dem Vorsitzenden des Vereins zur Förderung Sächsischer Schmalspurbahnen e.V. (VSSB), Dr. Andreas Winkler bei der Taufe der I K Nr.54.
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(© Ronald Bonß)

Gegen 21.30 Uhr war es soweit: Die neu gebaute Schmalspurlok I K Nr. 54 dampft aus dem Radebeuler Lokschuppen heraus.

Besucher bestaunen die neu gebaute Schmalspurlok I K Nr. 54.
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(© Ronald Bonß)

Ministerpräsident Tillich tauft die rekonstruierte Lok I K Nr.54, bevor sie unter Dampf auf Reisen gehen kann.

Ministerpräsident Tillich übernimmt die Taufe mit einer Flasche Sekt.
Kategorie Fakt
Hersteller Sächsische Maschinenfabrik vorm. Rich. Hartmann AG Chemnitz
Exemplare 44 Stück
Bauzeit 1888-1892
Gattung der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen ab 1900: I K
Sächsische Betriebsnummern 1-4, 6-17, 20-34, 37-42, 47-53 (Summe 44 Stück)
Reichsbahn-Baureihe 99 7501 bis 99 7527
Ende Staatsbahndienst 1928
Nutzung als Werkloks bis 1963
Zerlegung letzte 1 K 1964 in Sachsen (I K Nr. 12)
Kategorie Fakt
Bauart Cn2t (dreiachsige Nassdampflokomotive mit zwei Zylindern)
Spurweite 750 mm
Höchstgeschwindigkeit 30 km/ h
Indizierte Zugkraft 2,1 Mp
Indizierte Leistung 120 PS
Kesselüberdruck 12 kp/cm2
Brennstoffvorrat 0,5 t
Länge über Kupplung 5280 / 5630 / 5740 mm
Höhe 2.985mm
Gesamtradstand 1.800 mm
Leermasse 11,9 - 13,3 t
Dienstmasse 15,3 - 16,8 t
Zylinderanzahl 2
Zylinderdurchmesser 240 mm
Wasserkasteninhalt 1,5 m3
Lokbremse Wurfhebelbremse
Zugbremse Heberleinbremse
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